Ich suche im Internet nach Fotos, um meine angeleiteten Meditationen zu illustrieren. Mein erster Versuch bei Google: entspanntes Liegen.
Was zuerst auftaucht, sind sehr viele Katzenfotos, aber auch Hunde, ein paar Affen und Faultiere. Kaum Menschen und viele Produkte. Gegen Schlaflosigkeit, auch Matratzen, gesunde Schlafpositionen, Wasserbetten, Keilkissen, Liegekissen, Relaxkissen und so geht das endlos weiter.
Ein neuer Versuch: entspanntes Liegen Menschen.
Meist Frauen, immer weiß, dünn und mit langen blonden Haare. Sie sind leicht bekleidet, liegen vorwiegend im weißen Bettlaken. Sie haben die Augen geschlossen und lächeln. Ein paar grauhaarige Damen, Werbung für eine Krankenkasse.
Es gibt aber auch Hängematten mit gut aussehenden jungen weißen Männern, die freundlich in die Natur blicken oder auf einen einsamen Strand.
Und wieder Frauen. Jung und dünn auf Yogamatten. Alleine oder in Gruppen. Bunte, eng anliegende Yogakleidung und sehr ernst. Gelächelt wird hier nicht.
Jetzt werde ich neugierig.
Der nächste Versuch: Entspannter Mann.
Nach viel Werbung für Schreibtische, Bürostühle und Hängematten tauchen die entspannten Männer auf. Sie haben helle Hemden an, einige haben einen dunklen Bart. Die obersten Hemdknöpfe offen, die Arme hinter dem Kopf gekreuzt. Sie sitzen sie auf Bürostühlen und haben die Füße hochgelegt. Einige sogar auf den Schreibtisch. Daneben eine Tasse, wahrscheinlich Kaffee und der offene Laptop. Mit geschlossenen Augen lächeln Sie in die Luft. Sie sind weiß, immer gut aussehend und kaum über 35.
Dann kommen die Männer auf den hellen Sofas. Den Laptop auf dem Bauch, schauen sie in ihr Smartphone oder tragen Kopfhörer und schauen verträumt nach oben.
Nun wieder in Hängematten mit Laptop und Strohhut. Einsamer Strand und Cocktail. Soviel zum entspannten Mann.
Und nun: entspanntes Liegen Frauen.
Können wir uns das schon denken? Leicht bekleidet, Negligé, sexy Position. Oft mit einem Mann, der entspannt neben oder halb auf ihr liegt. Zweimal liegt sie auch oben und hat nichts an.
Aber immer lange Haare und leicht sonnengebräunt. Dünn versteht sich von selbst.
Sie liegen auch zusammen in Saunas, die Damen. Helle Handtücher um Kopf und Körper gewickelt. Auch auf Massagetischen, den Kopf schräg auf die gekreuzten Hände gestützt. Lächelnd. Ihren Laptop haben sie nie dabei. Nicht mal ein Smartphone. Oder einen Bürostuhl. Vielleicht macht sie das froh.
Ein letzter Versuch: Entspannung und Meditation.
Sonnenuntergänge am Meer. Tiefrot, orange, gelb, violett. Silhouetten von Frauen mit gekreuzten Beinen auf Felsen mit seltsamen Fingerhaltungen. Mit geschlossenen Augen der Blick Richtung Meer. Das sieht nicht entspannend aus mit den Beinen in der Luft. Geschätzte zwei Minuten, bis die Schmerzen kommen. Frauen. Ich kann auch so erahnen, was das für Frauen sind. Dünn sind sie, diese Silhouetten. Den Rest kennen wir ja schon.
Endlich habe ich etwas gefunden. Hier die Bildinformation: Rückansicht auf reifer Mann mit den Händen hinter dem Kopf auf Sofa liegend zu Hause.
Graue Haarsträhnen hat er, sonst helles Hemd, beiges Sofa, Tagesbart, Jeans und schwarze Socken. Natürlich weiß. Aber zu Hause. Kein Laptop in Sicht. Ich bin begeistert.
Was hat das alles mit mir - mit uns zu tun? Für heute gebe ich auf. Das mit dem Katzenfoto bringe ich auch nicht übers Herz. Ich mag nicht mal Katzenvideos.
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