Du darfst das Butterbrot am Abend essen. Und ein Stück Schokolade dazu.
Du darfst dich hinlegen. Sogar mitten am Tag. Oder sitzen bleiben, wenn andere gehen.
Du darfst zu Hause bleiben, wenn die Sonne scheint.
Du darfst Sehnsucht haben. Nach dem Mann, der Frau, dem Süden, dem schönen Sommer vom vorletzten Jahr. Du darfst keine Sehnsucht haben. Nach nichts und niemand.
Du darfst am Morgen einen Liebesfilm anschauen. Einfach so.
Du darfst die Füße auf den Tisch legen. Laut singen und 15-mal hintereinander dieses Lied hören. Du darfst dich langweilen. Das Sahneschnittchen ganz aufessen.
Faul herumsitzen und in den Himmel schauen. Oder Löcher in die Luft starren.
Du darfst krank sein. Grundlos froh sein. Nicht lachen bei dem Witz.
Du darfst die ganze Nacht wachbleiben. Um 8 Uhr abends ins Bett gehen. Nach 4 Uhr diesen leckeren Kaffee trinken. Du darfst die Nachspeise zuerst essen. Laut vor dich hinreden. Einen ganzen Tag im Bett verbringen.
Du darfst jetzt losrennen. Die Erste sein oder nie ankommen. Barfuß laufen in der Stadt. Zwei Yoghurts hintereinander essen.
Du darfst zufrieden sein. Oder wütend vor dich hinweinen in der U-Bahn.
Du darfst hüpfen, falsch singen und hysterisch kichern.
Du darfst bleiben. Aufstehen und gehen, weil es dir reicht.
Du darfst langsam gehen. Kein Wort sagen. Schweigen ist Gold.
Reden wie ein Wasserfall. Gähnen, ohne die Hand vor den Mund zu halten.
Du darfst dieses Kleid anziehen. Und die Turnschuhe dazu.
Was ist es, was du alles nicht darfst? Die heimlichen Regeln, die du immer befolgst.
Nimm dir ein paar Minuten Zeit und ein Blatt Papier zur Hand.
Ich darf.
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