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AutorenbildWiebke Pausch

Gestern ist auch noch ein Tag


Der Fokus der Woche: Buchhaltung und Steuern. Montagmorgen und ich fühle mich plötzlich sehr müde. Ins Bett und die Decke über den Kopf ziehen. Dabei scheint die Sonne. Vielleicht doch lieber Spazierengehen. Oder die Fenster putzen.


Prokrastination [ˌpʁokʁastinaˈt͡si̯oːn]. Kein schönes Wort.

Prokrastinatio heißt Vertagung. Das hört sich nicht schlecht an. Ich vertage es. Auch Verschieben ist noch ok. Das Nicht-Erledigen von Dingen. Hm. Das Vorhaben ständig unterbrechen, sich dauerhaft ablenken, mehr Zeit und Energie für andere Dinge aufwenden. Aufschieberitis. Die Prokrastinationsfalle. Gar nicht gut.


Es gibt Postkarten und Bilder mit lustigen Sprüchen dazu. 50 Tipps gegen Prokrastination. Machen Sie sich weniger Druck. Setzen Sie sich Prioritäten. Bleiben Sie organisiert. Hören Sie auf, zu zweifeln. Seien Sie realistisch. Hören Sie auf, perfekt zu sein. Und 44 weitere. Das hilft mir auch nicht weiter.


Was sagen die kritischen inneren Stimmen, wenn ich die Steuererklärung vor mir herschiebe? In welchem Tonfall sprechen sie zu mir?

Na ja, du wieder. Unorganisiert, chaotisch, immer alles auf den letzten Drücker, sagt es verächtlich. Morgen, morgen nur nicht heute sagen alle faulen Leute. Faul.

Jetzt fühle ich mich noch elender. Ja, ich war schon immer so und von Zahlen habe ich sowieso keine Ahnung.


Innere kritische Stimmen wollen uns meist motivieren, in irgendeiner Weise helfen oder uns sogar beschützen. So ungeschickt, wie es früher unsere Eltern und Lehrer*innen versucht haben. Auf eine Art und Weise, die genau das Gegenteil bewirkt.

Ich soll also motiviert werden. Die Kritiker*innen haben Angst davor, dass ich es nicht schaffe. Viel Geld nachzahlen muss und meine ganze Selbständigkeit den Bach runter geht. Die Miete nicht mehr bezahlt werden kann. Ich mein Leben nicht auf die Reihe bekomme.


Es gibt aber immer auch eine mitfühlende Stimme, die nur das Beste will und helfen will, anstrengendes Verhalten zu ändern. Meist ist sie tief vergraben.

Ich bin hier, um dich zu unterstützen, sagt sie. Ich möchte, dass es dir gutgeht. Welche Worte der Ermutigung brauchst du, um das Unangenehme nicht weiter vor dir herzuschieben?


Ich weiss, du hast Angst und fühlst dich überfordert. Was kann dir helfen, dass es weniger bedrohlich für dich ist? Die Arbeit aufteilen in einzelne Schritte. Jeden Tag 2 Stunden. Dir Hilfe holen. Du musst es nicht alleine tun. Dich austauschen. Anderen geht es ähnlich wie dir. Du bist nicht die Einzige, die sich vor Steuererklärungen fürchtet. Es ist ok.


Gerade habe ich mit einer Freundin telefoniert. Sie befindet sich buchhalterisch noch im März letzten Jahres und hat es schamlos zugegeben. Wir haben gelacht und sind gerade voller Hoffnung noch rechtzeitig im Jetzt anzukommen.

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