Vor Jahren fragte mich mein Meditationslehrer Martin Aylward, ob ich bei Retreats assistieren möchte. Das erste Gefühl war: Überforderung. Ich habe mich gefragt, wie er auf solch eine Idee kommt. Wer bin ich, um bei diesem wunderbaren Lehrer zu assistieren? Kann ich das überhaupt? Was heißt Assistenz, was muss ich da tun?
Vor dem Retreat, auf dem Weg zum Gaia House Retreatcenter in England, stellte ich ihm diese Frage und er sagte: Just be yourself, that´s enough. Zufrieden war ich mit dieser Antwort nicht. Ich dachte, er macht es sich wirklich leicht. Ich wollte klare Anweisungen, WAS ich WIE zu tun habe. Die hat er mir kaum gegeben.
Das ist es, was wir alle gewohnt sind. Ich bekomme klare Anweisungen, was ich abzuliefern habe. Im Kindergarten, in der Schule und so ging es immer weiter.
Und jetzt das. Be yourself. Ich dachte, das ist ja ein Witz. Und ich habe mich darauf eingelassen, weil ich Vertrauen in ihn hatte. Große Retreats mit vielen Menschen, in Englisch und Französisch. Ich habe Meditationen angeleitet und die Teilnehmer*innen durch Retreats begleitet. Mutig finde ich das, wenn ich jetzt daran zurückdenke.
Be yourself, that´s enough.
Als ich ihn einmal fragte, warum ich seine Assistentin bin, sagte er nur: I trust you.
Was für ein Geschenk.
Als ich Jahre später mein erstes eigenes Retreat gebe, wird mir bewusst, dass dies die beste Schule war, durch die ich in meinem Leben gegangen bin.
Jemand, der Vertrauen in mich hat. Mir den Raum anbietet, ich selbst zu sein. Ein größeres Geschenk kann es nicht geben.
I bow deeply in gratitude.
Comments